Buchstabieralphabettafeln -ed.

Welch ein Durcheinander in deutschen Amtsstuben in den letzten 100 Jahren! Doch: Wie wohltuend ist dagegen das englisch/internationale Buchstabieralphabet ! (Quelle in beiden Fällen Wicki)

Es fällt auf, dass jüdische Namen so um 1934 ersetzt wurden. Auch wenn in diesem Jahr manche schöne Vorschläge gemacht wurden, sind X = X-Ray und Z = Zulu an poetischer Kraft kaum zu überbieten und lassen B = Bruno weit hinter sich. Ich stelle mir vor, in den rauschenden Äther mit monotoner, schnarrender Stimme, einer Stimme, wie eine solche vielleicht von einem DADA-Künstler konserviert noch in irgendeinem Klangarchiv irgendwo lagert, hinauszuproklamieren: „Zullu, Zulu, X-Ray“ – mit dem Pathos der performativen Kraft des Faktenschaffenden der Faktizität.

So träumte ich dahin. Doch ich musste feststellen, dass meine wildesten Träume wahrscheinlich noch übertroffen wurden. Für den Funkverkehr im Luftfahrtwesen gilt, soweit ich es in Erfahrung bringen konnte, noch einmal ein besonderer Buchstabier-Code.

Diesen Traum träume ich aber weiter. Eine universelle Poesie, die den Äther erfüllt, zu jeder Zeit und an jedem Ort zu erlauschen. (Mein Backenzahnfüllungradio hatte mich dagegen eher enttäuscht, es spielte eine Mischung aus Prince und Musikantenstadl in endlooooooooooos gespielten und gegeneinander verschobenen Loops.)

edit: jetzt ist insbedondere das englische/internationale Buchstabieralphabet endlich vollständig auf der eingefügten Graphik zu sehen. Es endet jetzt nicht mehr bei T = Tango, sondern geht weiter bis Z = Zulu. Die Tabelle fürs Blog zu vergrößern, hat leider nicht so recht funktioniert. Mit Draufklicken müsste aber alles lesbar sein. Für Manuskriptabgleiche per Telephon von Übersetzungen mit jeweiligen Autoren, die zwar auf Englisch schreiben, deren Muttersprache aber weder das Deutsche noch das Englische ist, welcher aber in einer dieser Sprachen radebrechend vonstatten gehen muss, haben solche Buchstbiertafeln mir bisher unerstzbare Dienste erweisen.

Buchstabiertafel gesch u inertnat - latest


2 Kommentare on “Buchstabieralphabettafeln -ed.”

  1. Backenzahnfüllungsradio ist sehr schön – von dieser urban legend hörte ich auch: Dass zwei verschiedene Metalle in der Mundhöhle plus der ionisierte Speichel einen Empfänger darstellen sollten…..

    • ziggev sagt:

      Ich erwähne diese Phänomen hier, weil ich einmal tatsächlich dieses Phänomens gewahr wurde. Andererseits jedoch diese urban legend tatsächlich als widerlegt gilt, soweit ich weiß. Es gab mal eine Raidosendung, vermutlich dlf, in der ihr nachgegangem wurde. Ihrzufolge taucht die Geschichte zum ersten Mal in den Erinnerungen einer Sängerin oder einer Schauspielerin auf, die im Auto durch Hollywood fährt oder gefahren wird. Sie hört plötzlich eine Melodie „im Kopf“, was sie in diesen Erinnerungen, da es für sie keine andere Erklärung gab, dem bewussten „Zahnradio“ zuschreibt. Was eigentlich der Phantasie oder der Fabulierungsfreude jener Schauspielerin oder Sängerin – ich habe nur eine blasse Erinnerung, um welche Profession es sich bei der betreffenden Frau gehandelt hatte – entsprang, wurde dann verschiedentlich aufgegriffen.

      Physikalisch, so ist in jener Sendung meiner Erinnerung nach überzeugtend argumentiert worden, ist das „Backenzahnfüllungradio“ kaum möglich und als Erklärung auszuschließen.

      Einfach zu schön, die Geschichte. Was mich betrifft, so kann ich sagen, dass sich mein „Zahnradio“-Erlebnis zum einen deutlich von einem gewöhnlichen Ohrwurm oder anderen Halluzinazionen unterschied. Ich musste ja verrückt gewesen sein, aber ich hatte das eine oder andere Mal halluzinogene Substanzen ausprobiert. Seit dem letzten Mal – ich hatte es wohl beim Pilzesammeln nicht genau genug genommen – zählte ich in Jahren, mittlerweile in Jahrzehnten, wie lange es her gewesen war. Jedesmal mit einem Seufzer: ah ,schon wieder ein zusätzliches Jahr her. Auch wenn gar keine heftigen, etwa traumaartige, Erlebnisse auftreten, oder noch während des „Trips“ das klare Bewusstsein aufscheint: Tja, so fühlt sich wohl eine Pilzvergiftung an, seltsam, ziemlich niedriger Blutdruck, die Gedanken flach und unlogisch, … sollte man, so meine Erfahrung, damit erstens sowieso nicht spaßen, und zweitens, bevor man sowas wieder macht, mindestens ein, zwei, drei Jahre, am besten ein Jahrzehnt plus X verstreichen lassen …

      … in der Konsequenz also gar nicht erst. Solange es nicht gerade „der Tiger“ unter den psychotropen Substanzen ist, wie Ernst Jünger Meskalin zu nennen beliebte, treten allerdings keine Halluzinationen im eigentlichen Sinne auf. Also wirkliche Wahngebilde, Wahrnehmungen, die als solche identifiziert werden. Die Ente auf dem Ententeich hat sich in ein Krokodil verwandelt? Nein, kann nicht sein! Aber trotzdem? Das muss ein Wahn sein, hoffentlich werde ich jetzt nicht verrückt. Soetwas gibt es normalerweise nicht. Allen Mythen zum Trotz.

      Vielleicht ist dieses Phänomen des „Zahnradios“ dem des Deja-vu ähnlich. Ich habe mal gehört, dass es sich bei letzterem möglicherweise um ein Aufmerksamkeitsdefizitphänomen handelt. Die Wahrnemung des Jetzt schiebt sich gewissermaßen unter die des eben noch wahrgenommenen. Das eben noch Wahrgenommene führt sein Eigenleben fort im durch ein Aufmerksamkeitsdefizit geschwächten Erleben des Jetzt.

      Und wie das Deja-vu ja zunächst als eine unmittelbare „Bewusstseinstatsache“, wenn ichs mal so nennen darf, sich einem darbietet, so hörte ich tatsächlich – ohne den Einfluss irgendwelcher psychoaktiver Substanzen – die betreffenden Klänge. Und zwar nicht so, wie man einen Ohrwurm nicht mehr wieder loswird. Zwar verrauscht und undeutlich, deshalb ist wohl auch die Radioanalogie so naheliegend, aber eindeutig und anders als die üblichen Bewusstseisverzerrungen unter dem Einfluss psychoaktiver Substanzen als „Hör-Objekt“.

      Was für das Aufmerksamkeitsdefizitphänomen spricht: Ich war in der Tat ziemlich ausgelaugt, überarbeitet und übermüdet. Und je mehr ich mich auf die Klänge konzentrierte, umso mehr verschwanden sie in diesem allumfassenden Rauschen, das mich umgab. Ungefähr wie das Rauschen, das hörbar ist, wenn man dem Blutfluss im eigenen Ohr lauscht. Eine ganze Menge Alkohol hatte allerdings auch eine Rolle gespielt. Viel Arbeit, wenig bis kaum Schlaf, und Rotwein.

      Was ich aber hörte, war distinkt und sogar analysierbar. Je mehr ich meine Aufmerksamkeit darauf richtete, umso mehr schnurrte es zu einem Loop zusammen, wurde damit aber als kleine Melodie erkennbar, die jedoch wie auf mehreren Kanälen zeitversetzt abgespielt wurde.

      Es erinnerte mich an Prince. Ich versuchte mich später an die Meldie zu erinnern: Und siehe da. Ich hatte sie mir gemerkt! Hab sogar versucht, dieses Sounderlebnis mithilfe des Computers nachzuempfinden. Es ist im Prinzip ein Chanon über ein simples Thema. Dazu der absteigende oder aufsteigende Bass. Besonders charakteristisch dabei die kleine Septime (im Bass). Aber was die kleine Septime da genau machte, habe ich bis heute nicht herausfinden können, selbst bei allen bei meinen beschränkten musikalischen Fähigkeiten unternommenen Versuchen, diesen Hörschnipsel „kreativ“ nachzuempfinden.

      Auch wenn ich es nur deutlich hörte, wenn ich in diesem weitgehend intentionslosen Zustand verharrte, so hörte ich es dennoch. Ich kannte diese Melodie nicht und war über dieses Ereignis einigermaßen überrascht. Schaltete alle Radios und Fernseher aus, zog die Stecker vom Netz, es gab keinen Zweifel, es war, als Bewusstseinsvorkommnis, einfach da.

      Entweder also Backenzanfüllungsradio oder – ähnlich dem Deja-vu – eine echte Halluzination als Aufmerksamkeitsdefizitphänomen.


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