Traumfänger – Versuch über Fußball

Absurde Muster bildend, Formationen mit sich gegeneinander verschiebenden Längenverhältnissen, die sich aus gedachten Linien, gespannt zwischen den Spielern einer Mannschaft, gedachte Traumfänger copyKnotenpunkte, ergeben, und wechselnden dynamischen Zentren, alles im Zugleich jeder Kausalität spottenden Eigensinns, alles verschlingende psychedelische Geometrie, die sich wie das selbstunähnliche Kaleidoskop im Auge des Konsumenten halluzinogener Substanzen über das Spielfeld ergießt, die in unendlicher Extrapolation sich zu innerer Kohärenz zu zwingen, lokalen Verdichtungen und weit sich spannenden dominanten Bezugslinien zu strecken scheint, von Zeit zu Zeit außerhalb seiner liegende Radikale (ja, richtig getippt, die einzig radikale Haltung ist die der Verweigerung!) aussondert, wie Kontrapunkte, verloren in unvordenklichen Träumereien über den Standfußball, damals, als wollten sie immerzu rufen wollen: „Halt!, Stop! Beckenbauer!“, während ihnen entgegenschallt: „Mit Gewichten an den Füßen in den See! Mit Gewichten an den Füßen in den See!“, und an lokalen gedachten Kristallisationspunkten dennoch wie in einem chaostheoretischen System alles und sich selbst zu verhöhnen scheinende Emergenzen aus sich hervorspringen lässt, welche, unvorhersagbar wo, außerhalb des Spielfeldes, das unbeeindruckt grün unter dieser über ihm sich unendlich variierenden gaußschen Topograpghie treuherzig ganz es selbst bleibend rechtwinklig sich erstreckt,  sich zu tobendem Applaus auftürmen und in frenetischem, von selbst zufegügtem Schmerz und Untergangslust getriebenem Jubel wieder in sich in Antiemergenz zusammenstürzen. Wie wenn sich der Süße Brei aus dem Märchen an bewegte Objekte kleben, sich ein System über alles ausbreiten und, weil jedes Außen jenes „Undenkbar!“ zu provozieren scheint, welches jede autopoietische Identität ihm unablässig entgegenschleudern muss, alles unter sich in einem ewigen, mit widersinniger Geschwindigkeit rotierenden Wirbel, begraben trachten würde, mit dem einzigen wahnsinnigen Ausruf, noch im Malstrom untergehend, Ich Bin!, Ich Bin!, Eine Regel! Eine Regel! … Bis sich alles auflöst, wie ein basisches Metall, etwa ein Klümpchen Magnesium, auf der Oberfläche einer sauren Flüssigkeit, und, was übrigbleibt, irgendwohin, in hypothetische, präsupponierte Lüfte diffundiert.

Doch dann, während in Wirklichkeit ein einsamer Mensch auf einem billigen Rang heimlich weint, lugt etwas, wie ein Auge ohne Katzengrinsen hinter einem Astloch, aus diesem irrwitzigen Treiben heraus, wie der Wahnsinn aus dem Augenwinkel von Rudi Völler, nachdem er mit einem scheinbar schnurgeraden Ball meterweit über das gegnerische Tor und eben an diesem vorbeischoss, als wäre der Ball durch ein missglücktes Swing-By-Manöver

Dream Catcher copy

hätte die Erde unter dem Ball sich lediglich weggedreht, wodurch der Schuss einzig und allein aus der Perspektive eines Problem-Anderer-Leute-Systems bewegter Körper, das sich selbst beobachtete, als eine sich nirgends mit einer ihr parallelen schneidenden Gerade hätte erscheinen können, durch diesen  bloßen Zufall, dessen Irrwitzigkeit das Auge des Rudi Völler ansichtig wurde und erstarrte, dem Raum-Zeit-Kontinuum entkommen und hätte damit alles, was nur denkbar war, wie in einem Zeitschock eingefroren, um seinen nun der Ewigkeit anheimgegebenen Weg, als hätte er schon jetzt ein Paralleluniversum geschaffen, ohne welches er gleichwohl gar nicht denkbar gewesen wäre, denn er selbst auf seiner absurd geraden Bahn musste dieses andere Universum sein, in die Unendlichkeit des Universums fortzusetzen.

Traumfänger sw cut 1

Und so weinen wir mit Rudi Völler, stürzen uns voran, in den Gegenwind, noch laufend, während unsere Locken, die auch seitlich am Kopfe uns wachsen, im Luftstrom sich bewegen, Geschrei und Kaskaden von schillernden Farben gegeneinander branden, sich auf uns werfen wollen, uns unter sich begraben, und in einem gewaltigen Blitzgewitter durch uns hindurchgehen, dies ist der Moment, in dem Farben verblassen, und uns stattdessen ein stahlblauer, metallischer Geruch in der Nase steigt, der Lärm und der kratzige Rasen oder die trockenen Halme, auf denen wir uns wälzen, vor unserem unsteten inneren Auge in einer fiebrigen Vision über uns zu karstigen Höhen leise knisternd sich bedrohlich auftürmen, dies wäre der Moment, in dem nichts nicht wäre, was wäre, wir sehen, und wenn wir nicht schon wach wären, wäre es nun Zeit, aufzuwachen.

Dream Catcher 0001 sw



schreibe einen Kommentar